Wie der FC Dietikon sich auf den Cup-Knaller vorbereitet

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Die Vereinsmitglieder des FC Dietikon packen an, damit das Fussballspiel am Sonntag gegen den FC Lugano reibungslos über die Bühne geht. Die Tribüne ist bereits aufgebaut und 600 Liter Bier stehen bald kühl.

Der Kran fährt ächzend in die Höhe. Der Mittagssonne entgegen. Diese prallt schon seit den frühen Morgenstunden auf das Fussballfeld in der Dornau. Sie bescheint die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder, die auf dem Fussballplatz eine Tribüne aufbauen und die Primework-Arena zum Cup-Stadion werden lassen. Das Sonnensegel wird Meter für Meter über die Tribüne gezogen. Darunter bringen Helfer die blauen Plastikstühle auf den Stufen an.

Von diesen 328 Plätzen aus haben die Zuschauer die beste Sicht auf den grünen, bewässerten Rasen. Hier trägt der FC Dietikon diesen Sonntag um 15 Uhr sein Cup-Spiel gegen die Super-League-Mannschaft des FC Lugano aus. Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass die Dietiker wieder im Cup ein Team aus der höchsten Spielklasse fordern — und das auf eigenem Grund und Boden.

Um dieses grosse Event möglich zu machen, musste das OK-Team einiges investieren, um die Vorgaben des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) zu erfüllen: getrennte Sektoren und überdies Sicherheitsvorkehrungen, die einem höheren Standard entsprechen. Diese Auflagen bedeuten auch, dass sich ein zusätzlicher Kostenaufwand von insgesamt 26’000 Franken auf die Schultern des FC Dietikon legt. Doch das schmälert die Freude auf das kommende Spiel kaum: Denn bis Mitte dieser Woche hatte der FCD bereits 20’000 Franken in der Kasse. «Und das alles nur mit Sponsoren, VIP-Tickets und Entschädigungen des SFV», sagt Christian Müller, der für das Marketing und die Kommunikation zuständig ist. Das Ziel von Müller wäre, bis zum Spielstart eine schwarze Null zu schreiben. Das bedeutet jedoch viel Arbeit: Als Amateurverein bewältigt der FC Dietikon den grössten Teil der Arbeit mit Ehrenamtlichen. «Die letzten vier Wochen war das OK-Team praktisch nonstop damit beschäftigt, den Anlass zu organisieren und Sponsoren zu motivieren», sagt Müller. Er profitiert dabei von seinem Erfahrungsschatz als Mitglied der Geschäftsleitung des FC Zürich.

Ein Ticket namens Monte Bre

Die VIP-Tickets für das Spiel sind bereits grösstenteils verkauft. «Wir haben 60 VIP-Plätze geplant», sagt Müller. Diese werden wieder in drei Unterkategorien eingeteilt. Da wäre «Ticino» mit Essen im Restaurant und einem Sitzplatz, «Adlerhorst» mit Sitzplatz auf dem Bus eines Sponsors, sowie «Monte Bre» mit einem Tribünenplatz und Verpflegung.

An Getränken und Bratwürsten soll es aber auch beim Fussvolk nicht mangeln: «Wir haben 600 Liter Bier eingekauft», sagt Müller. Das Wetter mit Temperaturen bis zu 27 Grad wird bestimmt für den nötigen Durst sorgen. In der Nähe des Grill-Zelts hat die Dietiker Gelateria Grüezi ihren grossen Auftritt. Nach SFV-Norm stehen den beiden Fangruppen jeweils separate Verpflegungsmöglichkeiten, Toiletten, Eingänge und Sektoren zur Verfügung. «Doch wir erwarten nur zwischen 50 und 80 Lugano-Fans», sagt Müller.

Die Ticket-Preise mit 20 Franken für Stehplätze und 45 Franken für die Tribüne sind bei diesem Spiel deutlich höher als bei einem gewöhnlichen Meisterschaftsspiel. Trotzdem rechnen die Veranstalter mit rund 1’000 Zuschauern für den Höhepunkt des Jahres. «Die Dietiker Fans werden vermutlich mehrheitlich mit dem öffentlichen Verkehr oder zu Fuss kommen», sagt Müller. Doch auch für die Autofahrer ist gesorgt. Der rote Platz direkt neben dem Fussballplatz dient als Parkplatz. Ist dieser gefüllt, können die Automobilisten auch einige Schritte weiter entfernt auf dem Agir-Gelände und dem Golfplatz parkieren. Insgesamt stehen den Fans 260 Parkplätze zur Verfügung. Auf dem roten Platz wird auch das Fahrzeug des Schweizer Fernsehens stehen. Das SRF filmt das Spiel auf einem rund vier Meter hohen Turm gegenüber der Tribüne. Auf dem Portal wird sonntags ein Liveticker und eine Live-Übertragung zu sehen sein, jedoch ohne Kommentator.

Viele Ehrenamtliche Vereinsmitglieder engagierten sich, damit der Match des FC-Dietikon gegen den FC Lugano in der Dornau stattfinden kann.

Schwarzseher fernhalten

Hinter dem Fernsehturm ist der Platz mit einem rund 2,5 Meter hohen Zaun umgeben. An diesem wird ein Sichtschutz angebracht. Denn der FC Dietikon sieht sich an diesem Spiel mit einem untypischen Problem konfrontiert: Schwarzseher. Der Sichtschutz soll nun verhindern, dass sich die Fans auf den Wall am Limmatufer stellen und so die Eintrittskosten umgehen.
Auch auf der Torseite muss der Zaun erhöht werden. Hier stemmt der Goalie des FC Dietikon, Alpay Inaner, gerade ein Eisengitter in die Halterung. Er ist einer der vielen freiwilligen Helfer. «Ohne diese wäre es gar nicht möglich, das Ganze durchzuführen», sagt Müller. Auch am Sonntag werden rund hundert Freiwillige neben dem Platz im Einsatz sein und für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Veteranen und Spieler am Werk

Nebst den Helfern werden auch einige Sicherheitsleute auf der Dornau stehen. Da das Gelände bereits auf Weininger Boden ist, ist die Weininger Polizei für das Areal zuständig. Zwei Polizisten werden während des ganzen Spiels anwesend sein. Die Veranstalter rechnen jedoch nicht mit Problemen. «Wäre zum Beispiel Basel gekommen, wäre der Aufwand deutlich grösser gewesen», sagt Müller. Einschreiten werden die Polizisten wie üblich nur dann, wenn sie gerufen werden. Das sollte nur im absoluten Notfall geschehen. «Wir erwarten keine grösseren Probleme. Auch von den Lugano-Fans werden nur null bis fünf als schwierig eingestuft», sagt Müller. Trotzdem wurde auch der nächste Polizeistützpunkt in Urdorf sowie die Hooligan-Abteilung in Zürich informiert.

Die Garderoben sowie die Garderobenausgänge sind ebenfalls bereits aufgeteilt. Die Heim-Kabine ist voll mit Motivationssprüchen für die FCD-Spieler. «In den letzten Trainings haben sie sogar Penalty-Schiessen geübt», sagt Müller. Das hat die Spannung weiter erhöht. In seinen Augen ist der Ausgang des Spieles noch völlig ungewiss. «Es ist ein Cup-Spiel. Da ist alles möglich.»

Draussen haben Trainer João Paiva und Stürmer Blazenko Klaric das letzte Sonnensegel aufgespannt. Die Tribüne ist somit im Schatten. Für die Veteranen des FC Dietikon geht die Arbeit nun unterhalb der Konstruktion weiter. Sie verpacken die nackten Eisenstangen mit einem weissen Netz und hoffen, am Sonntag einem Sieg ihres Fussballclubs zuschauen zu können. «Ich tippe auf ein 3:2 für Dietikon», sagt ein Veteran. Er spielt schon seit 45 Jahren für den FCD.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 17. August in der Limmattaler Zeitung.

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